Ist Das Städtchen Vals Wirklich Der Richtige Ort Für Das Höchste Gebäude Europas?

„Die Zauberformel von Vals ist ganz einfach“, heißt es im Werbetext für das Hotel 7132 im berühmten Alpen-Spa-Resort des Schweizer Architekten Peter Zumthor, das seit seiner Eröffnung 1996 Anbetungsstätte unzähliger Design-Pilger ist. „1000 Einwohner, 1000 Schafe und 1000 Hotelbetten. Dieses magische Verhältnis ist das Geheimnis der entspannten Atmosphäre im Valsertal. Diskretion ist alles.“

Nicht mehr. Die Eigentümer des Hotels – der Immobilienentwickler Remo Stoffel und der örtliche Steinbruchunternehmer Pius Truffer – haben heute Pläne bekannt gegeben, direkt nebenan das höchste Gebäude Europas zu bauen, ein 80-stöckiges Silo voller Luxuszimmer.

Der neue Hotelturm, der von Morphosis, dem Büro des Pritzker-Preisträgers Thom Mayne, entworfen wurde, wird 381 m in die Wolken ragen (fast ein Drittel höher als The Shard), ein drohendes Gespenst, das meilenweit rund um das winzige Bergdorf sichtbar ist. Es ist ein riesiger spiegelverkleideter Mittelfinger, der auf die Region zielt; in der Tat kann man sich kaum eine unausstehlichere Geste vorstellen, die man einer verschlafenen Kurstadt zufügen könnte.

In einem Design-Statement, das an eine Farce grenzt, beschreibt Mayne den Vorschlag als „einen minimalistischen Akt, der den Ort wiederholt und dem Betrachter eine gespiegelte, gebrochene Perspektive der Landschaft bietet“. Er schlägt vor, dass es möglich sein könnte, 53.000 Quadratmeter Luxusentwicklung mit einem Trick des Lichts zu verbergen, und bemerkt, dass „die reflektierende Haut und das schlanke Profil des Turms sich mit der Landschaft tarnen, das Tal und den Himmel abstrahieren und verdrängen“. ….