Lernen Sie den preisgekrönten französischen Architekten Jean Nouvel in diesem Interview über seine Beziehung zur arabischen Welt kennen. Der Architekt solle zuhören, sagt Nouvel, statt seine eigenen Werte und Befindlichkeiten an anderer Stelle aufzudrängen.
In der arabischen Welt tobt ein Kampf um Identität und Modernität. Weil die Entwicklung so schnell ist, bekommt man viel deplazierte Architektur, ohne Lokalkolorit oder Identität, erklärt Jean Nouvel. Für ihn ist es wichtig, dass die Architektur die arabische Identität und Religion widerspiegelt. Arabische Architektur wird oft mit islamischer Architektur in Verbindung gebracht, die eine besondere Beziehung zu Geometrie, Abstraktionen, Dekorationen, Licht und Wasser hat.
Jean Nouvel ist bekannt für seine kontextbezogene Herangehensweise an Architektur, die sich gegen Standard- oder vorgefertigte Gebäude auf der ganzen Welt stellt: „Meine Aufgabe ist es, zu versuchen und zu verstehen, wo die Architektur stehen wird, wie sie verwurzelt sein wird und welchen Sinn es wird machen, wo es ist.“ Jean Nouvel ist es wichtig, dass das gleiche Gebäude nicht an einem anderen Ort stehen könnte. Ein Gebäude ist Teil der Geschichte, erklärt Jean Nouvel: „Ein Gebäude hat immer Verbindungen, Wurzeln. Ich bin ein kontextueller Architekt, aber für mich ist der Kontext nicht nur der Ort. Es ist vor allem ein größerer historischer Kontext – ein kultureller Kontext.“ Nouvel spricht auch darüber, wie er glaubt, dass Architektur Brücken zwischen Gesellschaften baut.
Jean Nouvel (*1945) studierte an der École des Beaux-Arts in Paris und war Gründungsmitglied von Mars 1976 und Syndicat de l’Architecture. Er hat im Laufe seiner Karriere eine Reihe renommierter Auszeichnungen erhalten, darunter den Aga Khan Award for Architecture, der dem Institut du Monde Arabe verliehen wurde, über den Nouvel zu Beginn dieses Interviews spricht. 2008 wurde Nouvel mit dem Pritzker-Preis, der höchsten Auszeichnung der Architektur, ausgezeichnet. Eine Reihe von Museen und Architekturzentren haben Retrospektiven seiner Arbeit gezeigt.
Jean Nouvel wurde in seinem Studio in Paris von Marc-Christoph Wagner interviewt, Dez. 2013
Gefilmt von Germain Ferey
Bearbeitet von Martin Kogi
Produziert von Marc-Christoph Wagner
Unterstützt von Nordea-fonden
